Tupolew Tu-95

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Geschichte:

1951 begann das OKB Tupolew, als Rückversicherung für die Mjassischtschew M-4, mit der Entwicklung eines strategischen Bombers mit PTL-Triebwerken auf der Grundlage der Tu-85. Die daraus resultierende Tu-95 ist das einzige PTL-Langstrecken-Bombenflugzeug der Welt. Grundlage war das hervorragende PTL-Triebwerk Kusnezow TW-12 mit 8.826 kW (12.000 PS), eine Entwicklung deutscher und österreichischer Ingenieure nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Leitung des Österreichers Ferdinand Branders im Konstruktionsbüro Kusnezow. Dank dieses Triebwerks konnte die Tu-95, obwohl kleiner, die Leistung der amerikanischen Convair B-36 in den Schatten stellen. Aber die Tu-95 lässt sich doch eher mit der Boeing B-52 vergleichen. Sowohl die Tu-95 als auch die Boeing B-52 war erst reine Nuklearbomber, wurden zu Raketenträger weiter entwickelt und sind noch heute im aktiven Dienst. Während aber bei der Boeing B-52 die Tragkraft für Bomben erweitert und die Möglichkeit des Tiefflugs realisiert wurde, entwickelte sich die Tu-95 zu einem Aufklärungs- und Stör- bzw. U-Boot-Jagdflugzeug weiter. 

Der Prototyp "95-2" wurde 1955 auf der Luftparade in Moskau-Tuschino öffentlich vorgestellt und im selben Jahr begann die Serienproduktion der Tu-95. Neben der Bomberversion wurde die Tu-95 auch als strategischer Raketenträger produziert. Eine Weiterentwicklung ist die U-Boot-Abwehrversion Tu-142, aus der die Tu-95MS als Träger für Flügelraketen entwickelt wurde. Direkte Weiterentwicklungen der Tu-95 sind das Verkehrsflugzeug Tu-114 und das Frühwarnflugzeug Tu-126. Als einseitige Maßnahme zur Rüstungsbegrenzung ließ 1992 der damalige russische Präsident Jelzin die Produktion der Tu-95/142 einstellen. Bis dahin wurden über 300 Exemplare aller Versionen der Tu-95/142 gebaut.

Technische Daten:

acht- bis neunsitziger Langstreckenbomber Tu-95 "Bear-A" { siebensitziger Langstreckenbomber für Tu-95MS "Bear-H"}

Triebwerk : 

vier Kusnezow NK-12 mit je 8.820 kW (12.000 PS) {vier Kusnezow NK-12MP mit je 11.025 kW (15.000 PS)}

Leistung : 

Höchstgeschwindigkeit 882 km/h {830 km/h}; Dienstgipfelhöhe 11.900 m {10.500 m}; max. Reichweite 12.100 km {10.500 km}

Gewicht : 

Leermasse 83.100 kg; max. Startmasse 172.000 kg {185.000 kg}

Abmessungen : 

Spannweite 50,04 m {50,04 m}; Länge 46,17 m {46,90 m, mit Luftbetankungsrohr 49,13 m}; Tragflügelfläche 283,7 m² {289,9 m²}

Bewaffnung : 

sechs Afanasjew-Makarow 23-mm-Kanonen AM-23 in drei Türmen; max. Bombenlast 11.340 kg {zwei Grjazew-Schipunow 23-mm Kanonen GSch-23 in der Heckkanzel; sechs Ch-55 im internen Drehgestell und bis zu zehn Ch-55 unter den Flügeln}

Versionen:

"95-1" (Erzeugnis W) : 

erster Prototyp der Tu-95 für die Flugerprobung mit vier Triebwerken Kusnezow 2TW-2F (je zwei über ein Reduktionsgetriebe verbundene Kusnezow TW-2F) mit je 8.826 kW (12.000 PS); Erstflug am 12.11.1952; Absturz am 11.05.1953 wegen Triebwerksbrand

"95-2" : 

zweiter Prototyp der Tu-95 für die Flugerprobung mit vier Triebwerken Kusnezow TW-12 (Prototyp der Kusnezow NK-12) mit je 8.820 kW (12.000 PS); Erstflug am 16.02.1955

Tu-95 "Bear-A" : 

Serienversion der "95-2" als konventioneller strategischer Langstreckenbomber

Tu-95A "Bear-A" : 

Version der Tu-95 als Nuklearbomber, unter anderem mit klimatisiertem Bombenschacht

Tu-95M "Bear-A" : 

Version der Tu-95 mit dem stärkerem Triebwerk Kusnezow NK-12M mit 11.025 kW (15.000 PS) Leistung

Tu-95MA "Bear-A" : 

Version der Tu-95M als Nuklearbomber

Tu-95U : 

in den 1980er Jahren umgebaute Tu-95/95M als Trainingsflugzeug ohne Bewaffnung (permanent verschlossene Bombenschächte); zur Unterscheidung von Einsatzflugzeugen hatten diese Flugzeuge eine rotes Band um den Rumpf zur Überprüfung des SALT-Abkommens durch die USA

Tu-95 mit zusätzlichen Treibstofftanks "Bear-A" : 

im Rahmen der Arbeiten an einem stärkerem Triebwerk Kusnezow NK-20 mit 14.700 kW (20.000 PS) Leistung und geringerem Treibstoffverbrauch, um die Reichweite der Tu-95 zu erhöhen, wurde eine Tu-95 mit den Triebwerken Kusnezow NK-12M mit 11.025 kW (15.000 PS) Leistung aus der Serienproduktion mit zusätzlichen Treibstoffbehälter ausgerüstet und führte einen Testflug mit der Dauer von 23 Stunden und 40 Minuten durch; die Arbeit an dem Triebwerk NK-20 wurden eingestellt, da man auf die Möglichkeit der Luftbetankung zurückgriff

Tu-95DT "Bear-A" : 

Projekt eines Transportflugzeugs auf Basis der Tu-95

Tu-95 mit Störsendern "Bear-A" : 

ein Ende der 1960er Jahre ungerüstetes Serienflugzeug der Tu-95 mit Störsendern; eingebaut wurden die Komplexe SPS 22/33/44/55/77, die praktisch den ganzen Bereich der Radarfrequenzen der NATO abdeckten

Tu-95W : 

modifiziertes Serienflugzeug der Tu-95 von 1956 als Träger großer Wasserstoffbomben (sowjetische Kodebezeichnung "Wanja" oder "Iwan"); nach weiteren Modifikationen fand am 30.10.1961 der Abwurf der 100 Megatonnen Wasserstoffbombe "Erzeugnis 202" (nach USA-Informationen 58 Megatonnen) statt, die größte jemals gezündete Wasserstoffbombe; auch als Tu-95-202 bezeichnet

Tu-95R : 

Projekt einer strategischen Aufklärungsversion;  Entwicklung zugunsten der Tu-95MR mit Luftbetankungssonde abgebrochen

Tu-95MR "Bear-E" : 

zur strategischen Seeaufklärungsversion umgerüstete Tu-95M mit sieben Kamerasätzen im Waffenschacht und Luftbetankungssonde

Tu-95MR-2 : 

erste, auf den Standard der Tu-95MR, umgerüstete Tu-95M ("Nr. 410")  

Tu-95RZ "Bear-D" : 

See-/Elektronik-Aufklärungsversion mit umfangreicher Sensorausstattung, verglaster Bug, Radome unter dem Kinn bzw. unter dem Bauch und Luftbetankungssonde; Erstflug am 21.09.1962

Tu-95K "Bear-B" : 

Version der Tu-95M als Raketenträger für eine Luft-Boden-Rakete Ch-20 unter dem Rumpf; Reichweite um fast 2.000 km reduziert; Erstflug am 01.01.1956

Tu-95KU : 

in den 1980er Jahren umgebaute Tu-95K/KD als Trainingsflugzeug

Tu-95K-10 : 

Projekt der Tu-95K mit vier Antischiffs-Raketen Ch-10 unter den Flügeln; auf Grund aerodynamischer Probleme nicht realisiert

Tu-95KD "Bear-B" : 

Version der Tu-95K mit Luftbetankungssonde, da sich die Reichweite der Tu-95K gegenüber der Tu-95M um fast 2.000 km reduziert  hatte

Tu-95KM "Bear-C" : 

umgebaute Tu-95K/KD mit modernisierter Avionik; ein Teil der Flugzeuge wurde mit Strahlungsmessgeräten und Vorrichtungen unter den Tragflächen zur Entnahme von Luftproben zur Überwachung von ausländischen Nukleartests ausgerüstet.

Tu-95K-20 "Bear-B" : 

Version der Tu-95KM mit modifiziertem Waffenleitsystem für die Luft-Boden-Rakete Ch-20M

Tu-95K-22 (Erzeugnis WK-22) "Bear-G" : 

Version der Tu-95KM als Raketenträger für eine Luft-Boden-Rakete Ch-22 unter dem Rumpf oder zwei unter den Flügeln; Erstflug am 30.10.1975

Tu-95M-5 (Erzeugnis WM-5) : 

Testversion umgerüsteter Tu-95/95M mit zwei Antischiffs-Raketen KSR-5; Erstflug im Oktober 1976; alle Testmaschinen zu Tu-95MS umgebaut

Tu-95N : 

Version der Tu-95 als Startplattform für das luftgestartete strategische Überschallbombenflugzeug-Projekt Zybin RS bzw. 2RS; keine Versuche durchgeführt

Tu-95S : 

Version der Tu-95 für die schwere, gelenkte Flügelrakete Zybin RSS (S-30); auch als Tu-95S-30 bezeichnet

Tu-95 Träger für Experimentalflugzeug : 

eine umgebaute Tu-95KM für die Erprobung luftgestarteter Experimentalflugzeuge

Tu-95 für die Suche nach Wostok-Raumschiffen : 

zwei umgebaute Tu-95 der sowjetischen Luftstreitkräften für die Suche und Überwachung der Landung von Wostok-Raumschiffen

Tu-95LL : 

umgebaute Tu-95 als fliegendes Labor für die Erprobung von Triebwerken

Tu-95LAL : 

umgebaute Tu-95M mit einem Nuklearreaktor an Bord zur Erprobung von biologischen Strahlenschutzmaßnahmen und der Steuerung bzw. Kühlung des Reaktors; Erstflug im Mai 1961

Tu-95PLO  : 

Projekt der Tu-95 als U-Boot-Abwehrversion

Tu-95-"100" : 

Projekt der Tu-95 als Startplattform für den luftgestarteten Überschallbomber Tu-100

Tu-95P : 

frühe Bezeichnung der Tu-114

Tu-95M-55 (Erzeugnis WM-021) : 

Testversion umgerüsteter Tu-142MK für die Erprobung der Flügelrakete Ch-55; Erstflug am 31.07.1978

Tu-95MS (Erzeugnis WP-021) "Bear-H" : 

Version der Tu-95M-55 mit neuer Bordausrüstung, kleinerer Besatzung und leistungsfähigeren Triebwerken; Erstflug im September 1979; Erstflug der Serienversion am 03.09.1981; Tu-95MS-6 "Bear-H6" mit sechs Ch-55 im internen Drehgestell; Tu-95MS-16 "Bear-H16" mit sechs Ch-55 im internen Drehgestell und zehn unter den Flügeln

Tu-95MSM : 

Version der Tu-95MS mit vier Ch-101 im internen Drehgestell und vier unter den Flügeln

 
letzte Änderung :  22.07.2012